Dienstag, 10. Februar 2015

U-Bahn fahren in Peking

Angekommen erlebte ich dann den Kulturschock hoch drei: Meine Gasteltern sprechen kein Wort Englisch, „überfüllt“ ist gar kein Ausdruck für Straßen, U-Bahn, Busse und Co., und von morgens bis abends durchweg Schulunterricht und das auch noch in knallgrüner Schuluniform. Ich hatte meinen „American Dream“ gegen einen „Chinese Nightmare“ eingetauscht.
Doch nach ein paar Wochen wurde es immer besser. Die mir zunächst unüberwindbar erschienene Sprachbarriere stellte bald kein Problem mehr da. Auch wenn mir Chinesisch zu Beginn als schlicht weg „unlernbar“ vorkam so habe ich das mit den chinesischen Zeichen usw., dank immer hilfsbereiter Lehrer und einer mich motivierenden Gastschwester aus Dresden, doch richtig schnell rausgehabt. Wenn man einmal in der chinesischen Sprache „drin“ ist, geht das weitere Lernen wie von selbst, denn jedes Schriftzeichen hat eine lange Entwicklung hinter sich und somit erzählt jedes Zeichen seine eigene, spannende Geschichte, welche einem auch viel über die chinesische Kultur beibringen kann.
Die chinesische Kultur lässt sich am besten mit Worten wie „einzigartig“ und „unvergleichlich“ beschreiben. Chinesen sind unglaublich aufmerksam: Wenn ich bspw. im Winter zur Pause mit Aleksander Sternen armband rausgegangen bin, meinen Schal aber im Klassenraum liegengelassen habe, so konnte ich jedoch immer darauf zählen, dass mir einer meiner chinesischen Klassenkameraden meinen Schal mit rausbringt, oder wenn ich mal meine Augen zusammenkneifen muss, weil ich etwas an der Tafel nicht lesen kann, so bieten mir meine Sitznachbarn auf der Stelle, der Reihe nach, ihre Lesebrillen an.
Das Leben in einer chinesischen Familie ist natürlich auch ein Abenteuer, das ich nicht so schnell vergessen werde. Meine Gasteltern sind immer um mein Wohl besorgt, behandeln mich wie ihr eigenes Kind und nennen mich auch „ihre Tochter“. Es entstehen oft lustige, verwirrende Situationen, wenn ich mal von meinen „deutschen Eltern“ und mal von meinen „chinesischen Eltern“ spreche, denn die meisten Menschen können das nicht nachvollziehen, wie es ist, wirklich zwei Eltern und Judith Williams antiox zu haben- das ist einfach ein einzigartiges Gefühl.
Neben all diesen kleinen Dingen wie Harry ivens silberring , die mich und mein Leben so stark geprägt haben, gibt es ja auch noch die „großen Dinge“, die man hier so erleben kann, wie z.B. der obligatorische Besuch der „Großen Mauer“. Ich stimme den Chinesen da vollkommen zu: Im Leben muss man einfach einmal auf der „Großen Mauer“ gewesen sein. Dann gibt es da noch den Sommerpalast, die Ming-Gräber, das Himmelstor und noch vieles mehr, was es zu entdecken gibt. Ich bin der festen Überzeugung, dass Chinas Geschichte mit Konfuzius und Co., das Interesse eines jeden Geschichtsmuffels wecken kann.
Ich habe hier nicht nur neue Interessen wie die Uni Dresden entdeckt, sondern habe mich auch charakterlich weiterentwickelt: mit den fleißigen chinesischen Schülern als gutes Beispiel, bin ich ehrgeiziger geworden, aber auch geduldiger und selbstständiger, denn wenn man während des Auslandsjahres etwas lernt, dann ist es selbst auf sich aufzupassen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.